Burgen, Buchideen und schlechte Laune

Zunächst mal: Was ist in den letzten sechs Wochen los gewesen?

 

Mehrere wunderbare Mittwochabende im Rosengarten im Park am Weinbergsweg: Lesungen mit Denise Mildes und Victoria Justine L., mit Anna Basener und Alexandra Richter, mit Timm Kruse und Juston Buße, mit Archie Aston und Kyle Greenwood (auf Englisch!) ...

Die letzten beiden Leseabende im Park mussten wetterbedingt leider ausfallen, aber  ich werde versuchen, die Krimis und Thriller, die uns dadurch vorenthalten wurden, zu einem späteren Zeitpunkt drinnen im Warmen nachzuholen ...

 

Zwei tolle Leseabende in der Chaostheorie, einmal mit Jasmin N. Weidner und Heike Adami, das zweite Mal mit Miguel Peromingo und Juston Buße. Der dritte Chaos-Leseabend steht übrigens am 16. Oktober an, dann mit Vincent Voss, dem preisgekrönten Horror-Autor und dem Multimedia-Projekt "Kalendarium" ... Das wird toll!

 

Meine eigene Lesung am 12. September beim Kulturfestival Wedding-Moabit, im Kriminalgericht Moabit ... Leider nur spärlich besucht, aber eine Wahnsinnslocation zum Lesen:  

Lesen im Kriminalgericht Moabit

Am 13. September habe ich mich dann bei OneSpark START umgeschaut. Das war das Crowdfunding-Festival, auf dem mein Freund und ich gerne das "Maultaschen in Hongkong"-Projekt vorgestellt hätten.

(Einschub: Mannomann, Hongkong! Ich zittere da richtig mit und hoffe, es bleibt friedlich. Keine Panzer und anderen Blödsinn bitte!!!) 

 

Ansonsten habe ich übersetzt, getrödelt, im Internet gesurft und alles andere, was man halt so macht. Und damit kommen wir von dem, was zuletzt los war, zu dem, was gerade los ist. Mit mir. Denn ich bin verdammt unzufrieden mit dem Status Quo (Nein, nicht mit der Band Status Quo! Naja, mit der auch, die macht schließlich seit Jahrzehnten immer wieder das gleiche Lied. Aber das ist eine andere Geschichte.)

 

Machen wir es an der Burgengeschichte fest.

 

Vor einigen Wochen bin ich auf die Such nach dem "Burgenblogger" gestoßen. Ich zitiere die Rhein-Zeitung:

 

Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE, Hüterin aller Burgen am Mittelrhein), die Rhein-Zeitung Koblenz (das Leitmedium am Mittelrhein) und die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz (ein „Think Tank“ für die Zukunft von Regionen in Rheinland-Pfalz) schreiben in diesem Sinne eine Stelle aus, die es so noch nie gab:

Wer will Burgenblogger/in werden?


Wir suchen einen Menschen mit Erfahrung im digitalen Publizieren. Wir stellen ihm kostenfrei für ein halbes Jahr, von Mai bis Oktober 2015, ein Zimmer mit Aussicht in der historischen Burg Sooneck. Wir zahlen monatlich eine Aufwandsentschädigung von 2000 € brutto (Werkvertrag).

 

Was denkt man da? Ich dachte: Wow. W.O.W. wowwowwow. Das ist was für mich. Dazu muss man vielleicht wissen, dass ich bereits seit 2010 (seit ich bei einem Festival dort oben auf dem Berg war) eine Romanidee mit mir herumtrage, in der die Loreley (die Sagengestalt und der Ort) eine zentrale Rolle spielt. Naja, und dass ich ein Mittelalterfan bin, mich gerne auf Neues einlasse und nie genug Zeit finde, meine Ideen alle auch umzusetzen. Die andere Seite der Medaille, die man ebenso kennen sollte: Ich habe zwei Töchter und kann nicht einfach so ohne einen zweiten Gedanken für sechs Monate allein aus Berlin verschwinden und mich in ein Burgzimmer verziehen, auch wenn es Momente gibt, in denen das sehr, sehr reizvoll klingt.

 

Und das liegt eigentlich weder an meinen Töchtern noch an Berlin, nur um das klar zu stellen.

 

Woran liegt es dann? Warum ist die Vorstellung, ein halbes Jahr bezahlt in einem Turmzimmer zu sitzen und zu bloggen (und rauszugehen und die Leute im Mittelrheintal kennenzulernen, ihre Heimat, ihre Probleme, all das, was zu diesem Job so gehört), so überaus verführerisch?

 

Vielleicht ist das Turmzimmer weit mehr Sinnbild als wirklicher Wunsch. Denn ich habe so einiges satt. Ich habe eine Krise, würde ich sagen.

 

Ich würde nichts lieber tun, als meinen Ideen und Einfällen folgen, sie erforschen, darüber recherchieren und schreiben, schreiben, schreiben. Ich trage nicht nur die Loreley-Idee mit mir herum. Es gibt ein ganzes Bücherregal ungeschriebener Romane und Geschichten in meinem Kopf.

 

Ich verdiene mein Geld mit Übersetzen. Kann mich gerade so über Wasser halten damit. Es bleibt keine Zeit, die eigenen Ideen mit Muße zu entwickeln und niederzuschreiben. Autorin sein ist ein Luxus, der nicht leicht zu erreichen ist. Ein einsames Geschäft, eine Sache, in die man viel, viel investiert, ohne zu wissen, ob je etwas mehr dabei herauskommt als Worte, die nur ein paar wenige Menschen interessieren. Ich will gar nicht jammern, denn mir ist und war das immer klar. Aber ich bin es gerade etwas müde. Die Realität. Die bin ich müde. Da träumt man sich gern mal in so ein Turmzimmer.

 

Ich will auch nicht weiter ins Detail gehen mit den Dingen, die ich gerne anders hätte, sie ich mir wünsche, die mich stören ... Ich wollte das nur mal anreißen, damit sich keiner wundert, wenn ich plötzlich was ganz Anderes mache. Und weil es irgendwie raus muss.

 

Aber keine Sorge: Ich werde weitermachen mit meinen Veranstaltungen als Autorenlabor. Daraus entsteht ein Netzwerk, Anregungen, Auftrieb, neue Energie. Ich werde auch sicher weiter schreiben - wann immer sich die Zeit und Muße dazu stehlen lassen - denn ich kann gar nicht anders. In mir blubbern und sprudeln die Ideen; sie brauchen halt einfach eine ganze Weile, bis sie den Weg in ein Buch finden.

 

Ich habe kein Turmzimmer und ich habe mich letztendlich auch nicht für die Stelle als Burgenbloggerin beworben. Aber ich spüre ganz dringend, dass ich mich ein bisschen in die Wunderkammer in meinem Kopf zurückziehen muss, damit ich einen Weg finde, mehr von dem umzusetzen, was ich wirklich will, was in mir ist und raus will. Es wird sich etwas ändern. Noch weiß ich nicht, was, aber es ist glasklar, dass es muss.

 

Inzwischen begebe ich mich gleich nachher mal wieder auf eine Bühne, diesmal die des DanTra's, wohin mich Juston Buße zu seiner Veranstaltung "Nicht nur erotisch um 20:16" eingeladen hat. Dort lese ich am offenen Mikrofon einen neuen kleinen Text vor, ein Experimentchen. Mal sehen, was sich daraus wieder ergibt.

 

Bis bald, ihr Lieben!

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