Mixed Message

Eigentlich hätten die News heute ja sein sollen, dass mein Taschenbuch erschienen ist...

 

Aber, aber, aber... Die Auslieferung dauert noch ein paar Tage; ich schätze, dass es Anfang nächster Woche dann endlich soweit ist. Vorbestellen kann man das gute Stück nach wie vor beim Amrûn Verlag für 11,90 Euro - und als kleine Zugabe gibt's dort auch nach wie vor eine Kurzgeschichte zum Buch ( ... in der der beste Freund der Hauptfigur beinahe eine Dummheit begeht, dann aber einer besonderen Frau begegnet ... )

 

Sprechen wir also von etwas anderem.

Erst die gute Nachricht, zumindest für mich:

 

Ich bin heute über eine sehr schöne Rezension des Zombieromans "Die Zombies von Clayfield" gestolpert. Wieso das eine gute Nachricht ist? Weil ich diesen Roman aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt habe. Und weil der Rezensent meine Übersetzung nicht nur erwähnt, sondern sogar lobend erwähnt. Sowas motiviert unglaublich, vor allem, wenn man gerade mit einer anderen Übersetzung ordentlich gekämpft hat!  

 

Ich zitiere hier mal ganz stolz:

 

"Aufgrund der sehr angenehmen Sprache und dem passenden Erzählstil, der mit einer sehr guten Übersetzung seitens Claudia Rapp ins Deutsche transportiert wurde, ist es Shane Gregory gelungen, den Leser unvermittelt für sich und seine Geschichte zu begeistern, und seine Charaktere, nicht nur den Mann ohne Namen, sondern auch die beiden anderen interessanten Charaktere, Jen und Sara ins Herz zu schließen."

 

Im Übrigen finde ich die Rezension auch sonst ziemlich gut, denn der Mann hat Recht, das Buch ist toll! Es hat großen Spaß gemacht, es zu übersetzen und ging mir leichter von der Hand als viele andere Projekte. Ich hoffe, dass ich die Fortsetzungen auch bekomme, wenn es soweit ist. Könnt ihr ja mal alle drum bitten ... 

 

Und wenn wir schon beim Eigenlob des Übersetzers sind: Vor zwei Wochen hat mir Clark T. Carlton, Autor des sehr originellen Romans "Die Geisterameisen von Hulkren" in einer Mail geschrieben, dass er hofft, dass ich auch die Fortsetzung übersetzen werde.

 

Läuft.

 

Und jetzt zur schlechten Nachricht. Geht mir nicht mehr aus dem Kopf und verursacht mir Übelkeit, daher muss ich jetzt was dazu sagen.

 

Vielleicht habt ihr ja auch schon davon gelesen. Eine der prägenden Autorinnen meiner Jugend und 'jungen Erwachsenenzeit', Marion Zimmer Bradley, war ganz unzweifelhaft ein schrecklicher Mensch. Was ich da heute über Kindesmissbrauch, Pädophilie und seelische wie körperliche Grausamkeit gelesen habe, verursacht mir echt Gänsehaut. Und ich fühle mich irgendwie ... betrogen.

 

"Die Nebel von Avalon" waren für mich eine unvergleichliche Entdeckung als Jugendliche. Wie alt war ich, vielleicht 14 oder 15, als ich das Buch gelesen habe? Dann folgten die von ihr herausgegebenen Anthologien, Schwertschwester, Traumschwester, Wolfsschwester, Windschwester. Ein paar Romane aus dem Darkover-Zyklus (besonders in Erinnerung ist mir "Herrin der Falken" geblieben. "Die Feuer von Troia" (Die Abneigung, die Kassandra gegen den Oralsex mit dem Gott Apollo hat, erscheint jetzt in einem ganz anderen Licht. Wer weiß, inwieweit MZB selbst Opfer war, bevor sie zur Mitwisserin der Taten ihres Mannes und selbst zur Täterin wurde. Vielleicht müsste man ihre Bücher auf weitere "Clues", auf Hinweise darauf absuchen ... Aber das ist unerheblich, zumindest was meinen Schock, meine Enttäuschung, meinen Abscheu angeht. Mir ist nicht danach, noch einmal etwas von ihr zu lesen. Ich bin vor einem Jahr umgezogen und meine Regale habe ich dabei ausgemustert. Nur die "Nebel" und zwei weitere Titel sind danach von MZB übrig geblieben und die verschwinden jetzt auch). Und zuletzt, ein weniger bekanntes Buch, "Das Haus zwischen den Welten", das mich völlig fasziniert hatte damals ...

 

Wieso zähle ich das alles auf? Sie hat mich als Leserin geprägt; ich bin auf die Suche nach anderer, ähnlicher Fantasy gegangen und habe weitere Entdeckungen gemacht. Sie hat meinen Leseweg geprägt. Mist. Was mir aber noch weniger gefällt: Vielleicht hat sie mich auch als Autorin geprägt. Schwer zu sagen, über 20 Jahre später, aber der Eindruck, den die phantastischen Welten auf mich gemacht haben, der ging schon tief. Wenn mir auch der Stil mit der Zeit banal und oft simpel vorkam, wenn ich auch aus dieser Lektüre "rausgewachsen" bin (Kein Wunder, ich habe Literaturwissenschaft studiert. Ich stehe immer noch mehr auf U als auf E, aber man wird anspruchsvoller, differenzierter ...), so gruselt und graut es mich doch jetzt bei der Vorstellung, dass mein eigenes Kartenhaus vielleicht auch ein paar Bausteine enthält, die auf den Gedanken eines kranken Hirns basieren. Ich kann es nicht anders ausdrücken. Das geht tief.  

 

Die Frage nach der Unterscheidung zwischen Werk und Autor ist  eine oft diskutierte. In diesem speziellen Zusammenhang fallen mir Roman Polanski und Woody Allen ein. Da ich kein Riesenfan von beiden bin und sie mich nicht nachhaltig geprägt haben, musste ich mir die Frage noch nicht so stellen, wie ich das jetzt bei MZB tue. Nach allem, was ich weiß, ist die Dimension auch eine andere, aber wieviel weiß man schon sicher. Dennoch, ich mag "The Purple Rose of Cairo", ich mag den "Ghostwriter" und finde den "Tanz der Vampire" ganz lustig. Ich werde jetzt sicher nochmal überdenken, wie ich zu diesen Männern und ihren Werken stehe.

 

Aber was die Erschafferin von Morgaine und Cameron Fenton angeht, bin ich mir in meinem Abscheu ganz sicher. Sie ist schon eine Weile tot, jetzt ist sie für mich gestorben. Und diese Geschichte hat die Welt wieder ein bisschen dunkler und trauriger und komplizierter gemacht. Ein Werk einfach gut finden, ohne zu wissen, wer dahinter steckt, ist seit heute schwierig geworden. Man kann eine Menge Dinge rechtfertigen, wenn man Kunst (oder auch nur Unterhaltung) macht. Aber es gibt Dinge, die sind nicht zu rechtfertigen. Und die sollte man vor allem niemals mit dem respektvollen, bigotten Mantel des Schweigens bedecken. Davon haben wir in der katholischen Kirche, an der Odenwaldschule und an viel zu vielen anderen Orten viel zu viel gehabt - und haben es immer noch.

 

Der Guardian-Artikel ist übrigens nur der Anfang. Von dort aus kann man sich durch die ganze schreckliche Geschichte klicken, wenn man mag. Muss man nicht. Aber ich konnte das nicht still hinnehmen und zum nächsten Katzenbild übergehen. Sorry, wenn ich irgendwem einen unschönen Abend damit bereite. Das musste raus.

 

Möchte mit einem Wunsch schließen, für euch alle da draußen: May you be safe and warm and untroubled right now, wherever you are.

   

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Kommentare: 1
  • #1

    Vic (Mittwoch, 02 Juli 2014 05:57)

    Ich kann dich verstehen. Auch zu meinem Leseweg gehörten so einige Bücher von MZB und es schockiert einfach nur, dass im Nachhinein gesehen selbst die eigene Kindheit nicht unberührt geblieben ist von all dem Dreck und Schmodder dieser bekloppten Welt da draußen. Wenn auch eher indirekt nicht, was aber nun auch keinen all zu großen Unterschied mehr macht. Beschmutzt bleibt eben beschmutzt.

    ABER:
    Selbst wenn es so ist - und seien wir ehrlich, wir alle, die wir ihre Werke liebten, wurden mit Sicherheit auch ein Stück weit davon geprägt - dass heute in deinen Werken die eine oder andere Facette dieser Prägung durchschimmert, du bist und bleibst du. Dieses Du ist lebensfroh, ehrlich, lustig, chaotisch und vor allem mutig und steht zu dem was es tut, sagt und denkt. Du hast nur das Beste aus deinen Prägungen gemacht und das ganz unzweifelhaft auch zu unser aller Freude.
    Ich finde, du kannst mit allem Recht stolz auf dich sein.

    Be safe and blessed.